Die Global-Ökologen tun so, als wäre die einzige Alternative zu ihrer „Klimarettung“ das Nichts-Tun. Doch es gibt eine ganz andere Alternative, die schon längst am Werk ist.

Das Klima kann man nicht lenken – aber das Land klimafester machen

30.August 2019

Jeder Fundamentalismus verspricht, die tiefsten Dinge der Welt zu kennen und die „Ursachen“ beeinflussen zu können. So ist es jetzt auch in der Klimapolitik, die ohne kritisches Nachdenken auf die Idee verfallen ist, man müsse eine weltumspannende „Rettung des Klimas“ veranstalten. Damit hat man einen Gegenstand gewählt, wie er größer und komplexer kaum sein könnte. Ein kritischer Maßstab des Wissen-Könnens und Handeln-Könnens unseres Zeitalters wurde nicht angelegt. Der Titanen-Gegenstand war schon im Wort „Klimaschutz“ vorgegeben, und indem dies Wort die öffentliche Kommunikation besetzte, wurde das allgemeine Denken, ehe es sich recht versah, auf das ganz große Rad gelenkt. Die folgende Radikalisierung war darin schon angelegt: Aus „Klimawandel“ wurde eine ultimative „Klimakrise“. Aus vielen Faktoren wurde ein einziger – die Emission von Kohlendioxid durch die Verbrennung fossiler Energieträger. So wurde aus dem „Klimaschutz“ ein ultimativer Feldzug gegen die CO2-Emissionen. Und nun sind wir mitten in einer großen Mobilmachung, die alles mitzureißen droht. Da ist es höchste Zeit, auf den Ausgangspunkt dieses Wegs zurückzukommen und die Fixierung auf den Gegenstand „das Klima“ zu überprüfen. Dann kann auch die Frage beantwortet werden, was die Alternative zum großen Klima-Feldzug ist.

„Klimafestigkeit“ als Aufgabe und Zivilisations-Praxis

Setzen wir also für einen Moment die Brille ab, die uns nur auf das große Ganze des „Klimas“ starren lässt, und schauen auf die einzelnen Formen, in denen das Klima auf der Erde und für die Menschen wirksam wird. Auf die Klima-Folgen also. Wir können dann sehen, dass die Auseinandersetzung mit dem Klima eine Alltäglichkeit unserer Zivilisation ist. Dazu gehören die Einhegung, Schadensminderung und Reparatur nach kleinen und großen Katastrophen. Die Verteidigung der Deiche bei Hochwasser; die Einhegung und Löschung von Wald- und Moorbränden; die Versorgung alter Menschen bei Hitzewellen; dazu gehört der Aufbau einer robusten Infrastruktur, die längere Zeiten des Drucks und wiederkehrende Krisen aushaltbar machen: Dürreperioden, Hochwasser-Regionen, Erdrutsch- und Lawinen-gefährdete Lagen. Dabei kann es um harte Schutzmauern gehen, aber auch um die Öffnung von Flutungsräumen. Oder um die Veränderung der Baumarten eines Waldes. Alle diese Beispiele haben gemeinsam, dass man nicht versucht, die Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen, sondern dass man die Probleme als gegeben hinnimmt und die Aufgabe als eine Anpassungs-Aufgabe stellt.

Das ist alles andere als eine gemütlich-passive Haltung („Es wird schon gut gehen“), sondern eröffnet ein weites Handlungsfeld. Aber es ist ein Handlungsfeld, auf dem es nicht das große Rad gibt – nicht die eine Lösung für alle Probleme. Und für dies Handlungsfeld gilt auch, dass es gar nicht neu erfunden werden muss. Es ist schon längst da. Es ist längst Bestandteil der modernen Zivilisation und der bereits gebildeten Institutionen. Wir haben hier also einen ganzen Bereich, in dem schon sehr viel geleistet wurde und täglich geleistet wird. Und in diesem Bereich sind sehr viele Bürger, Vereine, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen tätig, ohne dass sie mit der großen Keule des Klima-Ultimatums dazu gezwungen werden müssen.

Es gibt offenbar sogar eine schädliche Wirkung dieser großen Keule. Die global-abstrakte Kampagne der „Klimarettung“ entzieht der alltäglichen Arbeit an den Klimafolgen wichtige Kräfte. Es ist eine verblüffende und auch bittere Erfahrung – besonders für die Praktiker die zum Beispiel bei der Feuerwehr, dem Hochwasserschutz oder der Waldpflege tätig sind: Während all der Jahre, in denen das Großprojekt „Welt-Klima-Schutz“ nun schon verfolgt wird und dafür alle möglichen Wichtigtuer weltweit unterwegs sind, ist es immer schwieriger geworden, junge Leute für die tägliche Schutzarbeit vor Ort zu gewinnen.

Merkels Unterstellung…

Bei ihrem Island-Besuch am 20. August sagte die Bundeskanzlerin folgenden Satz, der sogleich eifrig durch die Medien ventiliert wurde: „Der Preis des Nichtstuns wird höher sein, als der Preis des Handelns.“ Es ist einer dieser typischen Merkel-Sätze, die den Eindruck einer rationalen Erwägung machen, aber in Wirklichkeit mit einer Unterstellung arbeiten. Merkel unterstellt allen, die nicht ihr großes Klima-Rad drehen wollen, dass sie Nichtstuer sind. Welche Infamie.

… und Macrons Erpressung

In Südamerika wüten im Gebiet des tropischen Regenwaldes zahlreiche Brände, die offenbar auf Brandstiftung zurückgehen. Das geschieht in Ländern mit ganz unterschiedlichen Regierungen. Alle Regierungen scheinen inzwischen eingesehen zu haben, dass sie – in ihrem eigenen Interesse – diese Vorgänge nicht auf die leichte Schulter nehmen können. Doch der französische Präsident ist auf einem anderen Kurs. Er erklärt den Regenwald zum globalen Gut („Unser Haus brennt“) und sieht die Gelegenheit zu einer Intervention von außen. Er greift sich die Regierung Brasiliens als „Schuldigen“ heraus und startet einen Erpressungsversuch. Er droht damit, ein französisches Veto gegen das Handelsabkommen zwischen der EU und der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft MERCOSUR einzulegen. Er macht also kein Hilfsangebot zur Brandbekämpfung, sondern er legt noch zusätzlich Feuer an das Wirtschaftsleben der Region. Doch die Länder Südamerikas brauchen keine Drohungen, keine Wirtschafts-Erpressungen und keine Invasion der Retter. Sie können nur selber in Auseinandersetzung mit konkreten Umweltgefahren eine praktisch-machbare und nachhaltige Verantwortung entwickeln. War das nicht eine Lehre aus den verheerenden Resultaten der „humanitären Interventionen“ und des „Nation-Building“ von außen in der jüngeren Vergangenheit? Kehrt dieser Irrweg jetzt in Gestalt eines „ökologischen Interventionismus“ zurück?  

Über die Parole „Unser Haus brennt“

In dieser Parole tritt uns das „Klima-Ultimatum“ in reinster Form gegenüber. Das brennende Haus ist nicht eine faktische Wahrheit, sondern eine extreme Übersteigerung der Brände im Amazonasgebiet. Mit der Verkürzung der Welt auf „ein Haus“ werden zigtausende von Wäldern und noch mehr Gelegenheiten, zusätzliche Wälder anzulegen, ignoriert. Und diese bizarre Konstruktion eines „Weltbrandes“ ist eine extrem autoritäre Konstruktion. Denn dieser Brand ist ein abstrakter Notstand, der nicht in den Ländern dieser Welt erfahren und demokratisch festgestellt werden kann. Seine Bedeutung wird von wenigen „Wissenden“ festgelegt, deren Autorität die Nicht-Wissenden folgen müssen. In diesen Tagen hat sich wieder gezeigt, wie beim Klima mit wenigen Bildern und maßlosen Worten eine Drohkulisse aufgebaut werden kann. Die Schlagzeilen der Boulevard-Presse hatten die Tonlage einer Mobilmachung im Kriege. Zugleich zeigte sich, dass in den wohlhaben Ländern dieser Welt ein recht großer gesellschaftlicher Sektor für diese Stimmung empfänglich ist und autoritär erhitzbar ist. Das liegt unter anderem daran, dass es in diesem Sektor, besonders bei den „gehobenen urbanen Mittelschichten“ kaum Berührungspunkte mit jener Arbeit gibt, die verrichtet wird, um ein Land klimafest zu halten. Diese Realität liegt ihnen so fern wie der tropische Regenwald in Brasilien.   

Ein Landwirt schreibt einen Leserbrief

Joachim Müller-Jung, der in der FAZ gerne die Rolle des „wissenden“ Klima-Orakels spielt, hat am 9. August in einem Kommentar den Satz geschrieben: „Der IPCC-Bericht nimmt den Land- und Forstwirten jede Illusion. Nichts wird so bleiben.“ (Der IPCC ist der Weltklimarat). „Nichts wird so bleiben“ – das ist einer dieser Klima-Orakel-Sätze, die von gewaltigen Änderungen raunen und alles Bestehende für obsolet erklären. Daraufhin bekommt er einen Leserbrief von Ewald Adams, Landwirt aus Lünen (abgedruckt in der FAZ vom 19.August). Dieser schreibt: „Für uns Landwirte ist Wandel und Anpassung geradezu konstitutiv. Landwirte müssen ihre Wirtschaftsweise fortlaufend an Witterung, Klimaveränderung oder neue Verbraucherwünsche anpassen…Sie verharren auch nicht im Warten auf gutgemeinte Appelle des Weltklimarates. Die Landwirte in unserer Region reagieren bereits auf die jetzt häufiger auftretende Frühsommertrockenheit. Sie passen die Produktionsprozesse an und ändern die Fruchtfolge.“ Diese kleine Geschichte kann einen Eindruck von dem Unterschied vermitteln, der zwischen der medial kommunizierten Realität und der Realität der Praktiker besteht. Und er zeigt, dass es in Klimafragen wirklich zwei Welten gibt. Die eine Welt ist die „Ein-Haus-Welt“ der Klimaretter, die andere Welt ist eine „Viele-Häuser-Welt“, in der es viele Baustellen gibt, um jedes Haus auf seine Weise klimafest zu machen.

Die Unterscheidung zwischen „Klima“ und „Klima-Folgen“

Politisch stehen sich also nicht zwei Lager gegenüber, von denen das eine „für das Klima“ ist und das andere „das Klima leugnet“. Vielmehr gibt es zwei Lager, die auf sehr unterschiedliche Weise engagiert sind: Das eine hat den Gegenstand „Klima“ und erweckt (verbalpolitisch) den Eindruck, dies große Rad drehen zu können. Das andere hat nur jeweils einzelne, begrenzte Gegenstände namens „Klima-Folgen“, aber am Ende des Tages hat es wirklich etwas geschafft – und wenn es oft „nur“ ein Bewahren ist, das immer wieder erneuert werden muss. Wenn es um das praktische Handeln geht, muss also begrifflich scharf zwischen den beiden Sachverhalten „Klima“ und „Klima-Folgen“ unterschieden werden.

Die Ereignisse in südamerikanischen Regenwald zeigen erneut, wie der Groß-Gegenstand „Klima“ zu einer globalen Regierung und zu einem globalen Markt mit ökologischen (und sozialen) Einheitsnormen drängen. Sie zeigen umgekehrt auch, wie die Akteure und Instanzen der Globalisierung hier das passende „höhere Gut“, um ihre Eingriffe in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Staaten zu legitimieren. „Klimakrise“ und „Globalisierung“ verstärken sich gegenseitig

Das wahrscheinliche Szenario: Mehr CO2, aber keine Klimakatastrophe

Was wird in Wirklichkeit geschehen? Niemand kann wissen, was in späteren Jahrhunderten möglich ist und geschehen kann. Aber in unserem 21. Jahrhundert ist zu erwarten, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre weiter steigern wird. Denn im weitaus größten Teil der Welt wird die Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern ein unverzichtbares Standbein für Verkehr, Heizung und Produktionsprozesse sein. Das liegt nicht an der „Unvernunft“ oder „fehlenden Bildung“ der Völker, sondern an harten Bedürfnissen und Knappheiten – und diese hängen in letzter Instanz mit der physischen Präsenz von heute 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde zusammen. Dies demographische Gewicht, das bis zum Jahr 2100 auf mindestens 10 Milliarden anwachsen wird, wird dem 21. Jahrhundert – mehr als jeder andere Sachverhalt – seinen Stempel aufdrücken. Es lässt sich mit keiner Regierungskunst oder Gewalt aus der Welt schaffen.

Doch zugleich gehört zu dem wahrscheinlichen Szenario ein zweites Grundelement: Trotz eines erhöhten CO2-Gehalts in der Atmosphäre wird die Klimakatastrophe ausbleiben. Es wird kein „Umkippen“ geben. Die Spielräume der Natur werden sich als größer erweisen, als die heute dominierende Vorstellung der Natur als eines festen, intoleranten Gefüges ohne Spielräume suggeriert.

Wer die Katastrophe ausruft, hat die Beweislast

Wahrscheinlichkeit ist nicht Gewissheit. Aber bevor man den Nationen der Welt ein Katastrophenszenario auferlegt, hat man wahrlich eine große Beweislast. Bei dem, was bisher vorliegt und was beobachtbar ist, kann man sich dem Klima-Feldzug mit verheerenden Einschnitten in die bestehende Zivilisation mit ruhigem Gewissen und ruhiger Hand verweigern. Und man kann jeden Tag mit Freude auf das wechselnde Wetter schauen, auf seine Sonnentage und Regentage, auf den Temperatur-Wechsel im Tages-, Wochen- und Jahresablauf. Denn dieser Wechsel ist ein Indiz, dass wir nicht in einer ständig sich steigernden Überhitzungs-Dynamik gefangen sind. Dass es anders ist, kann man nicht völlig ausschließen. Aber die Beweislast dafür liegt in vollem Umfang bei denen, die diese Drohkulisse aufbauen.

Das Klima-Ultimatum wird auf die zurückfallen, die es in die Welt gesetzt haben

In diesem Jahr 2018 hat die Welt-Klima-Kampagne eine neue Qualität erreicht, die „Ultimatums-Stufe“. Es wird sehr schwer sein, die Kampagne auf dieser Stufe längere Zeit aufrechtzuerhalten. Jeden Tag neue Horrormeldungen zu finden und Todesgesänge anzustimmen – das werden die Fakten nicht hergeben, und die rein verbalen Steigerungen nutzen sich ab. Es könnte also ähnlich laufen wie früher mit der (marxistischen) Verelendungstheorie, der schon im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich die Luft ausging. Ähnliches könnte bei der Klima-Katastrophentheorie geschehen. Wenn die ultimativen Ereignisse auf sich warten lassen, fällt das Klima-Ultimatum auf diejenigen zurück, die es in die Welt gesetzt haben. Plötzlich wird man gewahr, dass der CO2-Feldzug mit seinen schwerwiegenden Eingriffen wirkungslos war. Und schlimmer noch: Dass seine Opfer unnötig waren.

Und man sollte nicht vergessen: An der Klimapolitik hängt ein Großteil der Legitimation der globalen Regierungsformen und der „globalen Klasse“. Wenn sich diese Politik als verheerende Scheinveranstaltung erweist, wird das nachhaltig die Autorität dieser globalen Regentschaft erschüttern.

Die Alternative ist schon am Werk: Arbeit an Klimafestigkeit

Doch ist diese Logik, die das Klima-Ultimatum einholen wird, nicht alles, was in Sachen Klima zu sagen ist. Es ist auch nicht das Weiterführende und damit Wichtigere. Denn die Aufgabe, die Zivilisation in jedem Land klimafest zu halten und klimafester zu machen, ist damit noch nicht gelöst. Das Klimaszenario des 21. Jahrhunderts ist auch noch nicht vollständig beschrieben. Es ist zu erwarten, dass die klimatischen Bedingungen und die Umweltbedingungen generell in diesem Jahrhundert nicht leichter, sondern schwieriger werden. Nicht im Sinne der einen großen Katastrophe, aber im Sinne heftigerer Einzelergebnisse, Dürreperioden, schwerer Stürme, Überschwemmungen, die länger dauernde regionale Verwüstungen nach sich ziehen können. Es wäre daher ganz falsch, wenn die Kritik des Klima-Ultimatums im Namen eines naiven Gut-Wetter-Glaubens und eines idyllischen Naturbildes erfolgt. Sie muss im Namen der Arbeit an der Klimafestigkeit erfolgen, die für jedes einzelne Land konstitutiv ist und Teil seiner Geschichte ist. Diese Arbeit kann weitergeführt und verstärkt werden, auch wenn der CO2-Feldzug der Regierenden ihr wichtige Ressourcen entzieht, indem er schwere Zerstörungen in der produktiven Grundlage und Wertschöpfung der Länder anrichtet. Aber die Spielräume sind da, um schon jetzt diese alternative Klima-Arbeit zu machen und dafür die notwendigen Strukturen vor Ort zu aufzubauen. Das gilt insbesondere auf der kommunalen Ebene, bei bürgerschaftlichen Vereinigungen (nach dem Vorbild der freiwilligen Feuerwehr), bei Nachbarschafts-Initiativen gegen Verwahrlosung von Umwelträumen und für gegenseitige Hilfe bei Schäden. Auch bei Initiativen, um Vegetation und Landschaft auf lokaler Ebene an neue Gegebenheiten anzupassen. Hier wird die Tatsache, dass die Klimafestigkeit auf breiter Front mit vielen kleinen Einzeltätigkeiten hergestellt werden kann, zum Vorteil. Und der großstädtische Besserwisser ist weniger gefragt als der handfest-praktische Umland-Siedler.

Die Klimafestigkeit entscheidet sich nicht in den Großstädten

Natürlich gibt es auch größere Aufgaben, die die Investitionskraft des Gesamtstaates erfordern, und – wichtiger noch als Geld – seine raumordnerische, demokratisch legitimierte Übersicht und Hoheitsfunktion. Die Klimafestigkeit eines Landes entscheidet sich nicht im Sonderraum seiner großen Städte, sondern auf seiner Gesamtfläche, die größtenteils in ländlichen Gebieten und klein- und mittelstädtischen Räumen besteht. Hier geht es nicht um einige „innovative Leuchtturm-Projekte“, sondern um eine scheinbar banale Aufgabe, die in Wahrheit ein wirklich dickes Brett ist: Die Bevölkerung muss in der Fläche gehalten werden. Das Leben in der Peripherie darf nicht erschwert werden – wie es zum Beispiel durch die CO2-Verteuerung geschieht, die den komparativen Vorteil der Großstädte weiter steigert. Aber der Run auf die Großstädte, in denen heute die öffentlichen Einrichtungen mehr denn je zentralisiert sind, schwächt die Auseinandersetzung mit den Klima-Folgen. Dort, wo diese Folgen zuerst eintreten und wo sie aufgefangen werden müssen, wird der Mensch zum Rückzug verleitet – durch eine „Urbanität“, die das geheime Oberziel der Sozial-, Bildungs-, Kultur- und Gesundheits-Politik ist.

Angela Merkel und Helmut Schmidt

So zeigt sich, wie ernst die begrenzte Aufgabe „Bewältigung von Klima-Folgen“ zu nehmen ist, und was für eine trügerische Fata Morgana demgegenüber das Weltprojekt „Lenkung des Klimas“ ist. Diesen Gegensatz kann man auch mit einem Politiker-Vergleich verdeutlichen. Da könnte man auf der einen Seite unsere „Klima-Kanzlerin“ nehmen, und auf der anderen Seite vielleicht…einen früheren Bundeskanzler, der vorher einmal Hamburger Innensenator war. Im deutschen Gedächtnis bleibt Helmut Schmidt mit der Flutkatastrophe vom Februar 1962 verbunden – wo sein Mut, die eigene Kompetenz als Innensenator zu überschreiten und einen Einsatz der Bundeswehr zu organisieren, geholfen hat, dass viele Menschenleben gerettet wurden. Ein Vorbild an praktischer Vernunft. Von der „Klima-Kanzlerin“ wird eher das Gegenteil im Gedächtnis haften bleiben: In ihre Amtszeit fällt die Abschaffung der Wehrpflicht und die grobe Vernachlässigung der Bundeswehr.