Gedanken, Anmerkungen, Beobachtungen – Editorial

Mein Monat – April 2021

2.Mai 2021

Der Unterschied im Umgang mit der Corona-Epidemie zwischen Deutschland auf der einen Seite und verschiedenen europäischen Nachbarländern auf der anderen Seite ist nun unübersehbar. In diesen Ländern sehen wir in diesen Tagen Lockerungen des Lockdowns. In Deutschland wurde hingegen seine Verfestigung beschlossen. Es wurde eine automatische Lockdown-Pflicht eingerichtet, die allein von einer bestimmten Inzidenz-Zahl bestimmt wird. Es wurde also per Gesetz eine Art „Lockdown-Automat“ installiert. Solange dies Gesetz gilt, gibt es in unserem Land gar keine politische Entscheidungsfreiheit mehr, bei der die Schäden durch das Virus mit den Lockdown-Schäden in Wirtschaft, Staat und Kultur abgewogen werden. Die Politik dankt ab, wir geben unsere Souveränität im Umgang mit dem Virus ab. Und die Folgen sind ganz konkret: Andere Länder kehren jetzt schrittweise zu einem normalen Leben zurück, obwohl sie durchaus beträchtliche Infektionszahlen haben. Sie ignorieren nicht die Gefahr durch das Virus, aber sie sagen „trotzdem“ – es gibt jetzt noch Wichtigeres. Deutschland bleibt zurück und muss auch, falls die Zahlen einmal eine Öffnung hergegeben haben, immer damit rechnen, dass der Lockdown-Automat wieder auf „Schließen“ umschaltet. Denn der Automat kennt nicht den Wert fester Grundrechte, die ein langfristig-verlässliches Handeln der Bürger erlauben. Für den Automaten ist so etwas wie eine Verfassung völlig unbegreiflich. Bei den heute in Deutschland Regierenden ist das offenbar auch so.

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Gedanken, Anmerkungen, Beobachtungen – Editorial

Mein Monat – November/Dezember 2020

20. Dezember 2020

An diesem Jahresende 2020 ist Deutschland durch einen umfassenden Lockdown weitgehend stillgestellt, und dies könnte, wenn es nach dem Kanzleramt geht, bis in den März 2021 dauern. Wer hätte sich vor einem Jahr vorstellen können, das wir in so eine Lage geraten? Wäre hätte im weiteren Verlauf des Jahres gedacht, dass die Regierenden die Dinge bis zu einem Dauer-Lockdown treiben würden. Dabei ist eigentlich klar, dass Stilllegungen das Virus nicht aus der Welt schaffen können. Die Politik setzt im Grunde darauf, dass von irgendwo her ein rettendes Element auftauchen wird. Vielleicht ist es dieser metaphysische Zug der Politik, der die Menschen wie gebannt warten lässt, was nun geschieht. Dabei schwingt immer schon die Ahnung mit, dass es „eigentlich“ so nicht weitergehen kann. Ein Leitartikel von Jasper von Altenbockum in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (1.Dezember) bringt diese „Eigentlich-Nicht-Zustimmung“ zur Lockdown-Politik gut zum Ausdruck:
„Das alles mag angebracht sein, aber eigentlich geht es so nicht weiter. Man stelle sich nur vor, es gäbe keinen Impfstoff. Das Kanzlerwort vom `Ultimo´ gewönne eine ganz neue Bedeutung. Gemeint war die Belastungsgrenze des Bundes. Aber auch den Ländern stehen die Mittel nicht unendlich zur Verfügung. Armin Laschet hat als erster Ministerpräsident das Tabu gebrochen. Der Staat, sagte er, gehe unter dieser Last kaputt. Gemeint sind Bund und Länder gleichermaßen.“
Und das gilt natürlich ebenso und in einem noch viel größeren Maßstab für die Gesellschaft. „Eigentlich“ handelt es sich bei der Corona-Politik um eine abenteuerliche Wette – mit dem ganzen Land als Wetteinsatz.

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Gedanken, Anmerkungen, Beobachtungen – Editorial

8. Oktober 2020

Wenn die politische Opposition in einem Land eine bestimmte Stärke erreicht, genügt es nicht mehr, sich nur als Gegner der bestehenden Regierung zu präsentieren und alle ihre Beiträge auf den Rücktritt der Regierung zuzuspitzen. Sie erweckt dann leicht den Eindruck, die Lage der Nation sei eigentlich gut und würde nur durch die Unfähigkeit und die bösen Absichten der Regierenden schlecht. Die Opposition führt dann im Grunde nur eine ständige Personaldebatte („Merkel muss weg“). Gewiss werden in den Medien in Deutschland die Beiträge der AfD krass verkürzt wiedergegeben, aber auch wenn man die Publikationen aus dem konservativ-liberalen Spektrum direkt liest, findet man selten den Versuch, ein eigenes Bild von der Lage der Nation zu erarbeiten und der Öffentlichkeit vorzulegen. 

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